Ich finde, es sollte ein neues Prinzip in der Politik geben:
Ehrlichkeit vor Kompetenz stellen.
Meine Definitionen in diesem Zusammenhang:
- Ehrlichkeit = Informationen wahrheitsgemäß und vollständig teilen
- Kompetenz = Informationen haben
(Ich brauche den Fall nicht einmal zu berücksichtigen, in dem Kompetenz = nur den Anschein erwecken, Informationen zu besitzen.)
Weitere wesentliche Fakten:
- Informationen können von jedem, frei und kontinuierlich ausgetauscht und kombiniert werden; wobei Geschwindigkeit und Kapazität fast unbegrenzt sind (Internet).
- Alle Menschen können kontinuierlich mit der Politik interagieren, anstatt dies nur bei Wahlen alle paar Jahre zu tun.
- Je mehr die Öffentlichkeit in das Wissen über Fakten, Einflüsse und Schritte in politischen Entscheidungsprozessen eingeschlossen ist, desto demokratischer.
Also für was würdest du deine Stimme abgeben: Ehrlichkeit oder Kompetenz?
Anhand dieser Definitionen und Fakten komme ich persönlich zu dem Schluss, dass es nicht notwendig ist, Informationen in die Politik zu wählen, aber einen wahrheitsgemäßen Austausch mit der Politik zu haben. In anderen Worten: Ehrlichkeit ist wichtiger als Kompetenz.
Aber ich war nicht der einzige, der über dieses Prinzip nachgedacht hat. Hier die Geschichte, warum ich gerade jetzt zu diesem Thema poste:
Am Sonntag erzielte die Piratenpartei einen umwerfenden Erfolg bei den Landtagswahlen im Saarland. Die Tage danach war der Erfolg der noch relativ jungen Piratenpartei das Thema in allen großen deutschen Medien. „Ehrlichkeit statt Kompetenz/Wahlprogramm/Lösungen“ wurde von der bedeutenden Nachrichtensendung Tagesthemen am Montag als erster Grund für den Erfolg der Piratenpartei angeführt. Ein Facebook-Kommentar eines Internet-Nutzers wurde in den Tagesthemen zitiert, um dies auszudrücken. 2,6 Millionen Leute sahen es, als die Moderatorin seinen Kommentar vorlas:
„die piraten machen deutlich, was hier im staate los ist: man wählt lieber eine partei, die von vorn herein sagt: ‚wir haben weder eine lösung noch ein rezept, aber wir wollen ehrlich sein‘, statt einer partei die stimme zu geben, die die leute belügt und nur die interessen von 1-3 % der wählerschaft vertritt.“
Die Tagesthemen benannten den Nutzer nicht. Ich denke, es wäre fair, den Autor dieses Kommentars nicht zu verschweigen: Der Kommentar wurde öffentlich auf der Tagesschau-Facebook-Seite unter dem Namen Johannes Passehl gepostet. Ich stimme dem Kommentar zu, und finde es gut, dass so eine große Nachrichtensendung im Fernsehen einen normalen Internet-Nutzer zitiert.
Ausblick:
Das Prinzip „Ehrlichkeit wichtiger als Kompetenz“ könnte man auch in anderen Feldern als nur in der Politik anwenden.
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Kompetenz ist mehr als das Besitzen von Informationen (ich lasse mal außer acht, dass der Begriff „Besitz“ im Zusammenhang mit Information nicht sauber definiert ist).
Das ist der Grund, weswegen wir ein Bildungssystem haben.
Wäre Kompetenz gleich dem Besitz von Information würde ja ein Internetzugang langen.
p.s.: Ein Internetzugang langt nicht.
Dementsprechend unsinnig ist die weitere Argumentation.
Ehrlichkeit ist wichtig, aber was anderes als Transparenz.
Ich freu mich trotzdem für die Piraten.
Dominik
Also wenn du dich auf die Prämissen gar nicht einlassen kannst, erscheint dir alles weitere natürlich als unsinnig — sehr schade!
Diese sind zwar stark vereinfacht, aber, wenn man länger darüber nachdenkt, gut belastbar und sehr interessante Annahmen über die Bedeutung von „Ehrlichkeit“ und „Kompetenz“.
Es geht ja gerade darum, bisher einfach geglaubte — und meist leider nicht genau hinterfragte und nicht durchgespielte — Definitionen zu überdenken. Und um evtl. passendere zu finden, sowie die politischen Folgen, die sich ergeben.
Im Grunde (->Vereinfachung) lässt sich Kompetenz oder Wissen auf Information (und Vernetzung) zurückführen. Ein Internetzugang würde bei einem Erwachsenen reichen! Das heißt nicht, dass das Gelesene, Gehörte, Gesehene nicht daraus folgend noch eingeübt werden müsste. Vorlesungen werden bereits oft über das Internet übertragen (nicht nur live).
P.S.: „Informationen besitzen“ ist hier einfach Kenntnis; ich habe es jetzt durch „Informationen haben“ ersetzt (wie ich es schon in der englischen Version hatte), vielleicht gibt es dann weniger Vermischungsprobleme mit „Besitz“ oder „Eigentum“.